Am Anfang stand die Frage: Was macht man mit einem verwilderten, zuwachsenden Grundstück, wenn nicht Büsche schneiden und Rasenmähen zum alleinigen Hobby werden soll? Das brachte uns auf folgenden Gedanken: es gibt doch Tiere, die in der Landschaftspflege eingesetzt werden und schließlich haben wir Hütehunde, also warum nicht nach passenden Weidetieren suchen? Natürlich hatten wir besondere Ansprüche, die Tiere sollten robust, wenig arbeits- und pflegeintensiv und leicht zu händeln sein. So kamen wir auf Walliser Schwarzhalsziegen und setzten den Plan in die Tat um. Jetzt standen also 3 Ziegen auf unserem Gelände. Soweit – so gut, aber wie bringe ich einem Hund das Hüten bei und wie vergesellschafte ich Hunde und Ziegen? Die Fachleute warnen: „Lass die Hunde erst zu den Ziegen, wenn die Ziegen wirklich zahm sind.“ Und die Schäfer sagen: „Um Hunden das Hüten beizubringen, brauchst Du zahme Ziegen oder Schafe!“ Aha, macht ja auch Sinn. Tiere, die weglaufen, sobald ein Hund auf sie zuläuft, fördern vielleicht den Jagdtrieb aber sicher nicht den Hütetrieb. Aber wie werden Ziegen handzahm? Fragen wir doch mal wieder das Internet: Ist doch ganz einfach – mit Futter! Nach ein paar Wochen kamen die Ziegen tatsächlich angelaufen, wenn sie mich sahen, in der Hoffnung auf Leckerlies in Form von Möhren oder Äpfel. Natürlich bekamen Paula und Lotta auch ihre Ration, allein schon um Futterneid zu vermeiden. Also in die rechte Jackentasche Futter für die Ziegen, in die linke für die Hunde und bloß nicht verwechseln. Ein paar Wochen später kam der große Moment: wir ließen die Hunde und Ziegen zusammen auf der Wiese laufen.
Paula und Lotta haben sehr unterschiedliche Charaktere: Paula, die freundliche zurückhaltende, unser ruhender Pol, will alles richtig machen und gefallen und Lotta die freche, „unerschrockene“, läuft erst mal bellend nach vorn. Während Paula sich ins Gras legte und die Ziegen aus sicherer Entfernung beobachtete, sprang Lotta bellend um die kleine Herde herum. Klar, dass Freddy, die Leitziege, nicht sehr begeistert von dem Auftritt unseres Wirbelwindes war und zu dem Schluss kam: Hunde sind blöd! Ihre Rache kam prompt: Sie sengte den Kopf und boxte Paula, die dösend im Gras lag, in den Allerwertesten. So, das war‘s: mit diese Viechern möchte Paula ab sofort nichts mehr zu tun haben, höchstens als amuse-gueule im Futternapf. Also wieder von vorn anfangen, mit viel Geduld und Ruhe die Tiere aneinander gewöhnen. Lotta fand schnell heraus, das die beiden Jüngeren vor ihr wegliefen und sie die Ziegen von hinten in die Beine zwicken konnte, das fand sie natürlich ganz priiima. Nur Freddy hatte wenig Respekt und fand schnell heraus, dass Lotta nicht die allergrößte Heldin ist – wenn es ihr zu blöd wird und Lotta bellend um sie rumläuft senkt sie den Kopf und jagt Lotta über die Wiese, sie bremst aber immer ab und läuft nicht in den Hund hinein. Mittlerweile glaube ich, es macht den Beiden sogar Spaß, sofern es so etwas unter Tieren gibt. Während Paula sich hinlegt und döst, nimmt Lotta ihre Aufgabe als Hütehund sehr ernst, sie lässt die Ziegen nicht aus den Augen, passt auf, läuft hinterher und treibt sie in den Stall. Es macht super viel Spaß die fünf zu beobachten und vielleicht werden Paula und Lotta doch noch zu richtigen Hütehunden. Abends sind die beiden Hunde jedenfalls platt.
Ein Jahr später zog Emma ein. Mehr dazu könnt ihr